Jeder der mit dem Thema Website Entwicklung vertraut ist weiß, dass WordPress das meistgenutzte Website Tool der Welt ist. Aber ist es auch im Jahr 2022 noch die beste Wahl? Webflow ist eine neuere, sogenannte "No-Code" Plattform, die in letzter Zeit viel Aufsehen erregt hat und eine starke Alternative zu WordPress darstellt.
Webflow vs. WordPress: Die Hauptunterschiede im Vergleich
Benutzerfreundlichkeit
WordPress ist eine Open-Source-Plattform und das CMS bietet mithilfe von Templates und Themes und Plugins eine breite Palette von Funktionen. Diese legen die Grundstruktur der Website fest und die Plugins fügen zusätzliche Funktionen hinzu. WordPress ist sehr flexibel und kann für viele verschiedene Arten von Websites verwendet werden. Allerdings kann es auch recht komplex sein, vor allem wenn viele Plugins verwendet werden.
WordPress ist der Gigant unter den Website-Systemen… Im Jahr 2021 wurden 37 % aller Websites im Internet mit WordPress betrieben - Envisage
Änderungen an Themes können ebenfalls kompliziert sein und erfordern ein gutes Verständnis von HTML, CSS, PHP & JavaScript. Wenn jedoch Tools wie Elementor verwendet werden, können Websites per Drag-and-Drop und Konfiguration erstellt werden.
Webflow bietet eine visuelle Programmierumgebung für Web-Design und -Entwicklung. Es versucht, die Lücke zwischen DIY-Software wie Wix und Squarespace, traditionellen Content-Management-Systemen wie WordPress und der eigentlichen Front-End-Webentwicklung zu füllen. Der No-Code-Ansatz erlaubt komplexe Layouts und Interaktionen ohne Programmierung.
Webflow ist ein fantastisches Tool, mit dem Designer ihre Entwürfe zum Leben erwecken können - ohne die Hilfe eines Front-End-Entwicklers in Anspruch nehmen zu müssen. - Alex Sanchez-Olvera, medium
Die Webflow-Plattform ermöglicht Benutzern, ohne Coding komplexe Layouts zu erstellen, und mit den eingebauten Tools können User komplizierte Interaktionen und Animationen hinzuzufügen. Obwohl die Applikation keine Programmierkenntnisse voraussetzt, ist es von Vorteil, ein gewisses Verständnis von CSS zu haben, um die Vorteile der Plattform voll ausschöpfen zu können. Die Webflow-University stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, diese Kenntnisse zu erwerben.
Winner: Es kommt darauf an…
Wenn man keine Expertise im Web Development hat und eine einfache Lösung sucht, mit der man bereit ist, sich im Rahmen eines Templates zu bewegen, ist WordPress besser geeignet.
Wenn man höhere Ansprüche und CSS-Kenntnisse hat (oder bereit ist, die Grundlagen zu lernen) ist Webflow unschlagbar.
Design
WordPress stellt seinen Nutzern eine große Auswahl an Themes zur Verfügung, diese geben das Design vor. Wenn also die Anwendungsfälle nicht ganz zum gewählten Template passen, muss man Kompromisse eingehen. WordPress bietet zwar viel Flexibilität, aber es ist wichtig zu verstehen, dass Code Anpassungen notwendig sein können, um das Beste aus der Plattform herauszuholen.

Webflow ist die ideale Plattform für Designer, welche die vollständige Kontrolle über das Layout ihrer Website haben wollen. Mit den vielen Design-Tools lassen sich Entwürfe einfach und effizient umsetzen, sodass jedes Element perfekt implementiert ist. Damit kann jedes Design perfekt umgesetzt werden.

Winner: Webflow
Code-Qualität
Einer der Nachteile bei der Verwendung von WordPress ist, dass der Code sehr unleserlich werden kann. Dies ist auf die Architektur von WordPress und der Verwendung von Plugins zurückzuführen. Die Open-Source-Software führt zu einem ausgezeichneten Angebot, aber die Qualität des Codes ist nicht immer gewährleistet. Dadurch kann es schwierig werden, Änderungen an Themes vorzunehmen.
Bei Webflow wird sehr sauberer HTML-Code generiert. Dieser erleichtert nicht nur mögliche Anpassungen der Website, er erhöht auch die Performance.
Winner: Webflow
Performance
Die Performance der Basisinstallation von WordPress ist gut. Dadurch dass jedes Plugin beim Öffnen der Seite geladen wird, kann es allerdings zu Verlangsamungen kommen, wenn man viele Plugins verwendet. Im schlimmsten Fall straft Google die Site dann mit einem schlechten SEO-Ranking ab. Mit speziellen Caching-Plugins kann dies kompensiert werden.
Webflow hat eine gute Performance aufgrund der schlanken Codebasis und der Nutzung von Amazon's CDN auf AWS. Das CDN (Content Delivery Network) ist ein Dienst, der Kopien von Inhalten an mehreren Orten speichert, damit sie schneller und effizienter ausgeliefert werden können. Dies sorgt für schnellere Ladezeiten und verbesserter Benutzerfreundlichkeit für die Anwender.
Winner: Webflow
SEO
Es gibt einige praktische WordPress-Plugins, wie z.B. Yoast und Rank Math, die bei der SEO-Optimierung helfen.

Ein Nachteil von Webflow ist, dass es keine integrierten SEO-Tools gibt. Man muss also auf externe Tools zurückgreifen.

Winner: WordPress
CMS
WordPress bietet das am meisten verbreitetste Content-Management-System auf dem Markt an. Das CMS ist bequem und flexibel für die Erstellung von Content und verfügt über eine Vielzahl von Funktionen. Außerdem sind viele Anwender, aufgrund der weiten Verbreitung, bereits mit der Oberfläche vertraut, was den Workflow bei größeren Projekten vereinfacht.

In Webflow ist die Content-Erstellung ebenfalls sehr gut gelöst. Die CMS-Funktionen sind völlig flexibel in Bezug auf die Content-Typen und Felder, die benötigt werden. Die Verwaltung von Inhalten ist einfach und effizient.

Winner: Unentschieden
Webflow und WordPress bieten beide ein gutes Content-Management-System als Grundlage. Im direkten Vergleich ist das Webflow-CMS simpler in der Bedienung und für die Grundbedürfnisse völlig ausreichend. Bei komplexeren Anforderungen ist WordPress besser geeignet.
E-Commerce
Es gibt sehr gute und auch kostenlose Plugins für WordPress, mit denen man simple und auch komplexe Online-Shops erstellen kann (z.B. WooCommerce).
Mit Webflow können einfache Shop-Systeme umgesetzt werden, es bietet jedoch nicht den gleichen Funktionsumfang wie z.B. WooCommerce und Shopify. Für Benutzer, deren Fokus auf E-Commerce liegt, ist Webflow nicht die beste Wahl.
Winner: WordPress
Support
WordPress hat den großen Vorteil, dass es eine große und aktive Community gibt, an die man sich wenden kann. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass der Umfang des Supports oftmals vom Webhoster abhängig ist.
Die Webflow-Community ist kleiner, doch ebenfalls sehr aktiv und die Inhalte des Forums sind sehr umfangreich. Außerdem bietet Webflow hervorragende Tutorials und einen E-Mail-Support für User, was man in dieser Form nicht bei WordPress findet.
Winner: Unentschieden
Datenschutz & Hosting
WordPress hat den Vorteil, dass man die Freiheit hat den Anbieter zum Hosting der Website frei auswählen kann. Es gibt Anbieter, die sehr gute Services günstig anbieten, allerdings sollte man bei der Auswahl auf Faktoren wie Support, Geschwindigkeit achten. Wer in Europa ansässig ist, kann zudem einen Provider wählen, der das Hosting in Europa betreibt, um Unsicherheiten aufgrund DSGVO und Privacy-Shield-Abkommen zu vermeiden.
Bei Webflow ist die Situation kompliziert. Grund dafür ist, dass der Europäische Gerichtshof das Privacy-Shield-Abkommen für ungültig erklärte. Da Webflow das Hosting in den USA betreibt, führte dies zu rechtlichen Unsicherheiten für Anwender in Europa, welche infolgedessen auf andere Plattformen wechselten, mit der ein europäisches Hosting möglich ist. Grundsätzlich ist es momentan nicht illegal als Anbieter in der EU seine Website im Ausland zu hosten, solange man die DSGVO-Richtlinien erfüllt. Mit Webflow ist dies auch möglich, man muss jedoch erwähnen, dass es sich hierbei leider um eine rechtliche Grauzone handelt. Unserer Meinung nach kann man jedoch zuversichtlich sein; im März 2022 haben sowohl die EU-Kommissionspräsidentin als auch der US-Präsident geäußert, dass beide Parteien bereit sind, das Privacy-Shield-Abkommen neu zu vereinbaren.
Winner: Es ist kompliziert...
Eigentlich würden wir ein Unentschieden vergeben, beide Anbieter ermöglichen ein gutes und sicheres Hosting einer Website. In der EU gibt es jedoch momentan keinen rechtlichen Rahmen für das Hosting in den USA, dies betrifft nicht nur das Nutzen von Webflow, sondern eine Vielzahl von Internetangeboten und Services. Wem das Bewegen innerhalb rechtlicher Grauzonen zu heikel ist, sollte WordPress Webflow vorziehen.
Wartung & Sicherheit
Als WordPress-Nutzer ist es wichtig, die Updates für die CMS-Basissoftware und die Plugins im Auge zu behalten. Während WordPress regelmäßig Sicherheitsupdates veröffentlicht, hinken die Plugin-Entwickler manchmal hinterher, sodass Websites anfällig für Angriffe sein können. Deshalb ist es wichtig, dass man seine Plugins aktualisiert, sobald neue Versionen veröffentlicht werden.

Außerdem muss man sich selbst um die Backups der Website kümmern oder einen Provider finden, der dies mit abdeckt. Jeder, dessen Website gehackt wurde, weiß, wie wichtig ein Backup ist. Ein gutes Sicherheitskonzept für das WordPress-CMS kann etwas Arbeit machen, aber wenn man sich an bewährte Verfahren hält, ist die Website sicher.
Webflow hat den Riesenvorteil, dass alle Updates und Backups All-Inclusive sind und automatisch durchgeführt werden. Zusätzlich garantiert Webflow den Anwendern ein kostenloses SSL-Zertifikat sowie permanentes Threat-Monitoring. Bei Webflow muss man sich mit dieser Problematik nicht belasten.

Winner: Webflow
Preis-Leistung
Die monatlichen Kosten von WordPress, bei einer einzigen CMS-Website, können bei wenigen Euro liegen. Wer jedoch hohe Anforderungen hat, muss auf kostenpflichtige Plugins, Templates, Themes und anderen Erweiterungen zurückgreifen. Das Hosting mehrerer Websites kann somit zu hohen laufenden Kosten führen.
Das Zahlungsmodell bei Webflow ist etwas komplizierter, pro Website zahlt man ca. 15 Euro im Monat (je nach Plan). Man kann dafür auf sämtliche Tools zurückgreifen, die Webflow anbietet und das Hosting ist inklusive.
Winner: Es kommt darauf an...
Für einfache Sites ist WordPress günstiger. Wer allerdings besseren Support beim Hosting und komfortable Premiumplugins möchte, befindet sich schnell in einer ähnlichen Preisregion.
Webflow vs. WordPress: Die Vorteile
Webflow:
- Die Design-Flexibilität.
- Die sehr gute Oberfläche für visuelles Programmieren.
- Der saubere Code.
- Die enorm mächtige Engine für interaktive Funktionen.
WordPress:
- Einfachere Umsetzung
- Flexible Erweiterung durch Module
- Erweiterung des Funktionsumfangs durch Elementor etc.
- Kosten
Webflow vs. WordPress: Die Nachteile
Webflow:
- Das relativ komplizierte Preismodell.
- CSS-Kenntnisse (bzw. die Bereitschaft, sich mittels Webflow-Tutorials einzulernen) sind erforderlich.
WordPress:
- Das Template-Konzept reduziert die Flexibilität.
- Größere Anpassungen können komplex werden.
Das Fazit: Was ist besser?
Webflow und WordPress sind beides sehr gute Tools. Was die beste Lösung für das eigene Website-Projekt ist, hängt von der konkreten Situation ab, da die Unterschiede je nach Situation Vor- oder Nachteile sind. Im kommenden Abschnitt beschreiben wir 5 mögliche Situationen, um eine Entscheidung zu erleichtern.
Situation 1: Eine einfache, kostengünstige Website oder ein Blog ohne CSS-Kenntnisse
Für diese Art von Projekt hat WordPress die Nase vorn. Insbesondere für einen einfachen Blog bietet die Open-Source-Software alles, was man braucht. Als Erstes sucht man auf Themeforest ein geeignetes Theme. Dabei ist wichtig, dass das Template die wesentlichen Bausteine mitbringt und bereits gute Bewertungen hat. An den Stellen wo das Interface nicht optimal zu den eigenen Anforderungen passt, sucht man Kompromisse, um komplexe Änderungen des Templates zu vermeiden. Sehr beliebt ist auch der Einsatz eines Drag-Drop-Systems wie Elementor, das einem nochmal deutlich mehr Flexibilität gibt. Als Nächstes sucht man sich einen günstigen Hostinganbieter, der trotzdem ein gutes Supportpaket anbietet.
Situation 2: Eine individuelle Website, bei der die Qualität des Designs im Vordergrund steht.
Wenn CSS-Kenntnisse bereits vorhanden sind, bzw. die Bereitschaft besteht, sich diese Grundlagen mittels der sehr guten Trainingsressourcen anzueignen, dann hat man die Möglichkeit, mit Webflow eine ausgezeichnete Website umzusetzen. Wenn man die Funktionen des hervorragenden Editors einmal verstanden hat, ist die Arbeit schnell und bereitet Freude.
Situation 3: Eine Website als Online-Shop
Wenn es nur um einzelne Produkte geht und vor allem die visuelle Darstellung zählt, ist Webflow geeignet. Wenn das Projekt aber umfangreichere Shopfunktionen erfordert, ist Webflow nicht das richtige System und die Frage dreht sich eher um WP-WooCommerce, Shopify und anderen Alternativen.
Situation 4: Eine spezielle interaktive Funktionalität wird für die Website benötigt
Bevor man sich entscheidet, sollte man nochmal überlegen, welche Funktionalitäten auf der Website benötigt werden. Das Webflow Konzept mittels Triggern und Events interaktive Funktionalitäten zu ermöglichen ist beeindruckend. Wenn aber ganz spezifische Use Cases auf der eigenen Website unterstützt werden sollen, findet man in den über 50.000 Plugins von WordPress die richtige Lösung. Hier hängt die Entscheidung also von den konkreten Anforderungen ab.
Situation 5: In Zusammenarbeit mit einem Designer oder einer Agentur soll eine anspruchsvolle Website entwickelt werden.
Wenn Qualität im Vordergrund steht und die Website perfekt auf die eigene Marke abgestimmt werden soll, dann ist Webflow klar die beste Alternative. Wenn man mit einem Designer arbeitet, kann die jeweilige Vision bis ins Detail perfekt umgesetzt werden.
Zusatz: Was wir meinen, wenn wir von WordPress sprechen
Wenn man Webflow und WordPress vergleichen möchte, muss man sich im Klaren sein, dass WordPress nicht ein homogenes System darstellt, sondern über die Jahre zu einem Ökosystem gewachsen ist. Traditionell war WordPress ein Open-Source-System, mittels dessen ein Blog erstellt werden kann und das durch Plugins und Templates zu einem vollständigen CMS entwickelt wurde. Lange Zeit war der Kauf, die Anpassung bzw. die Erstellung von Templates die Art und Weise, wie WordPress-Sites implementiert wurden.
Seit seiner Veröffentlichung Mitte 2016 ist Elementor einer der beliebtesten visuellen Programme zur Erstellung einer Website geworden. Es wurde bereits mehr als 5 Millionen mal installiert und wächst weiterhin rasant an. Elementor ist ein visueller Drag-and-Drop-Page-Builder, mit dem eigene Seiten und CMS-Beiträge erstellt werden können, ohne selbst programmieren zu müssen bzw. im relativ fixen Rahmen eines Themes eingeschränkt zu sein.
Ein weiteres interessantes Konzept stellt der Oxygen Builder dar. Hier wurde der Versuch gemacht, auf Basis von WordPress ähnliche Funktionen der visuellen Programmierung bereitzustellen wie Webflow. Allerdings ist die Lernkurve steiler als bei Webflow und Oxygen Builder ist nicht kostenlos. In diesem Text haben wir uns vor allem auf das Template Modell konzentriert.
Weiterführende Informationen
Webflow Experten und Agenturen